Organspende in Frage gestellt


Arbeitsblatt 1 Organentnahme

Vom Umgang mit den „Hirntoten“ bzw. „Restmenschen“

1. Pflegekraft:

„Jetzt stellen diese Organentnahmen in dem Sinne et­was Besonderes dar, weil ja erstmal unheim­lich viel Wasser verwand wird, zum Spülen des Bauchraums. Das sind schon so 10 - 15 Liter. Und ..., dass eine vergleichsweise stärkere Hektik auch herrscht, weil das soll dann auch schnell gehen. Ne, wegen der begrenzten kalten Ischämiezeit von [Organ X] und [Organ Y]. Sagt man schnell, schnell, schnell und reinschütten, reinschütten. Äh, dann ..., so dass also da mehr ... Wasser ange­boten wird, sag ich mal, als die Sauger weg­schaffen kön­nen. [...] Es gibt ja die Möglichkeit, ein­fach so, so’ n Mittelbauchschnitt zu machen. Dann kann man die beiden Seiten hochhalten, das Wasser reinschüt­ten und ab­saugen.“

Eine andere Schnittführung hat allerdings auch andere Folgen:

„Denn läuft das an den Seiten raus, richtig im Schwall. [...] Und denn läuft es eben bis in die Einlei­tung und es sind gro­ße Flächen auf dem Boden, wo wirklich, ja, literweise rotes Wasser auf dem Fußboden ist, mit nassen Tüchern und so und alle patschen da drin rum und Schlachtfeld...anblick. Und man selber hat da nachts um zwei Uhr die Freude, das ei­nigermaßen da zur Seite zu bringen, dass man überhaupt mit dem Tisch rauskommt und, na gut, dem Reinigungsper­sonal möchte man das ja auch nicht so hinterlassen, son­dern packt die Tücher schon mal in Säcke und aus den Säc­ken läuft das dann raus und so, das ist schon äh ..., ja, we­nig ästhetisch.“

2. Pflegekraft:

„Gerade auch von der, von Seiten der Anästhesie, dass die eben einfach die Ge­räte abstellt, und die sind dann weg, und alles liegt so da wie wenn, ja, Sie ken­nen ja die­ses Märchen von Dornröschen, die sich sticht, und alles bleibt ste­hen, und so sieht das dahinter aus. Weil der Apparat an sich, der ist nur abge­stellt, aber Tubus ist noch drin, es ist alles noch so, wie es ... für eine normale Narko­se, wie es sich für 'ne normale Narkose gehört, und dann ist das Tuch da, das ist so wie eine, eine Raum­trennung.“

„Nä, so wie, ja sie, sie, sie, das ist ein Theaterstück mit fatalem Ausgang, dies, was Sie aber nicht erwartet haben. Das ist wirklich - zack!“

„Immer Schweigen ... Also vorher konnte noch so eine tolle Stimmung gewe­sen sein, äh, Stimmung jetzt eben, dass man sich auch, es wird wei­ter geflirtet, es wird weiter, es ist so richtig, wie es halt im Leben, im Be­ruf ist, an einem Arbeitsplatz und ist - Schweigen.“

„Das ist einfach so, dass, äh, ... schon so die, dies, dieser Anblick ... glaub' ich schon von sich aus einfach, das auch einfordert, ohne dass man es selber merkt, ist die­se, diese, die Körperhaltung, die Physiognomie eines Toten einfach so, dass, ich glaub’ der letzte Hau­degen verstummt.“1

Diese Aussagen veranschaulichen sehr eindrücklich, dass eine Organentnahme etwas sehr Belasten­des darstellt und nicht mit anderen OP’s vergleichbar ist.

Aufgabe:

Diskutieren Sie folgende Fragen in Kleingruppen!

  1. Was hat „Würde“ mit Organentnahmen zu tun?

  2. Präsentieren Sie die Ergebnisse der Gruppendiskussion auf Folie, Flipchart oder Stellwand.

1Zitate aus Interviews. In: Rotondo R.: Belastung und Bewältigung von Pflegekräf­ten in der Transplantationsmedizin. Diplom­arbeit im Studien­gang Psy­chologie der Universität Hamburg 1996.

Klassifikation 428: Krisen, Konflikte, Reaktionen und 890: Spezielle Probleme angewandter Psychologie.


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