Information 2 | OrganempfängerInnen |
Die Anfälligkeit gegenüber Erregern kann bedeuten, dass die EmpfängerInnen sich von ihrem sozialen Umfeld absondern müssen.
Folgen: Tag und Nacht muss ein Mundschutz getragen werden. Keine Küsse, kein gemeinsames Schlafzimmer, keine Tiere, keine Gartenarbeit, keine gemeinsame Toilettennutzung. Der ganze familiäre Ablauf muss geändert werden.
PatientInnen, die vor der Transplantation sehr krank waren und durch Familienangehörige versorgt wurden, müssen oder wollen aus der Position des Versorgtwerdens herausgehen, wenn die Transplantation erfolgreich verlief.
Folgen: Neue Rollenverteilungen können in der Familie entstehen, die häufig nicht akzeptiert werden, Partnerschaften scheitern.
Schuldgefühle kann es schon vor der Transplantation bei den EmpfängerInnen geben.
Ursache: Die Hoffnung auf den Tod eines anderen Menschen. Schuldgefühle können bei den EmpfängerInnen nach der Transplantation auftreten, wenn ihnen bewusst wird, dass tatsächlich jemand für das eigene Weiterleben starb. Manche leben mit dem Gefühl, einem Menschen ein Organ gestohlen oder sie sogar verletzt oder getötet zu haben.
Viele OrganempfängerInnen beschäftigen sich intensiv mit der mutmaßlichen SpenderIn SpenderIn, wobei das Geschlecht, die ethnische Herkunft oder mögliche Vorlieben eine zentrale Rolle spielen. Vorstellungen, mit einem fremden Organ das Geschlecht gewechselt, die ethnische Identität oder persönliche Vorlieben übertragen bekommen zu haben, sind nicht selten.
Identitätsstörungen, Persönlichkeitszusammenbruch oder Entfremdungserscheinungen können auftreten sowie Ängste oder Depressionen.
Zu erheblichen psychischen Komplikationen kommt es, wenn der Übergang in den Transplantationsprozess zu schnell erfolgte und die PatientIn sich nicht genügend mit ihren Problemen oder ihren gegensätzlichen Gefühlen in bezug auf die Transplantation oder den Hirntod auseinandersetzen konnte oder die Zeit dafür fehlte.
Trotz therapeutischer Begleitung kann es Jahre dauern, bis ein Organ auch psychisch angenommen wird. Diese Probleme können zu einem negativen Ausgang der Transplantation (z.B. durch die Organabstoßung) führen.