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Pressemeldungen zur Organspende


Bis Dezember 2002 habe ich mich für den Verein BioSkop e.V. in Pressemitteilungen zur Organspende zu Wort gemeldet.

Pressemitteilung von BioSkop e.V.

Essen, 6.11.99

Rheinland-Pfalz will Krankenhäuser zur Meldung von „Hirntoten" zwingen

-Angehörige sog. "hirntoter" Organspender kritisieren Mainzer Gesetzentwurf zur Transplantationsmedizin / Gesetzliche Regelungen sollen am 1.12. in Kraft treten -

Angehörige, die sogenannte "Hirntote" zur Organtransplantation freigegeben haben, lehnen geplante gesetzliche Neuregelungen zur Organtransplantation in Rheinland-Pfalz (das "Landesgesetz zur Ausführung des Transplantationsgesetzes -AGTPG"/Landtagsdrucksache 13/4601) entschieden ab:

„Wir befürchten, daß mit den rheinland-pfälzischen Regelungen der Druck auf Angehörige wächst, sogenannte "Hirntote" unbedacht zur Transplantation freizugeben", erklärt Renate Greinert, die ihren fünfzehnjährigen Sohn zur Organspende freigegeben hat. Renate Greinert ist Sprecherin des Arbeitskreises "Kritische Aufklärung über Organtransplantation -KAO". In Rheinland-Pfalz soll künftig in jedem Krankenhaus mit Intensiv- oder Beatmungsbetten eine Ärztin oder ein Arzt zum "Transplantationsbeauftragten" bestellt werden. Sogar Krankenhäuser, die nicht mit Intensivstationen und - betten ausgestattet sind, sollen laut Gesetzentwurf Transplantations-Beauftragte bestellen, obwohl dort "Hirntode" nicht versorgt werden können.
Die Angehörigen der Organspender fragen: Wozu? Will man das Hirntodkonzept auf andere Patientengruppen ausweiten? Wer kann in solchen Kliniken potentieller Organspender werden? Dieser "Beauftrage" soll ein "ständiges Zugangsrecht" zu den Stationen haben. Die Krankenhäsuer sollen per Gesetz verpflichtet werden, diesen Mediziner zu unterstützen und ihm die "erforderlichen Informationen" zur Verfügung zu stellen.

Bioskop e.V., das Forum zur Beobachtung der Biowissenschaften, teilt die KAO-Kritik am Mainzer Gesetzentwurf: "Mit diesem Gesetz sollen Ärzte gezwungen werden, trotz ethischer Bedenken bei der Organbeschaffung mitzuwirken", kritisiert Bioskop-Sprecher Roberto Rotondo:" Wie schon vor der Verabschiedung des Transplantationsgesetzes nach kontroverser Debatte im Bundestag beweist Rheinland-Pfalz wieder einmal, daß es die Transplantationsmedizin trotz aller Vorbehalte in der Gesellschaft mit allen Mitteln ausbauen will", so Rotondo, der als Experte auch bei den Anhörungen zum Transplantationsgesetz im Deutschen Bundestag Stellung nahm.

Andere Bundesländer wie NRW zeigen, daß es auch anders geht: In Nordrhein-Westfalen ist ein solcher "Transplantationsbeauftragter" im "Entwurf eines Landesgesetzes zur Ausführung des Transplantationsgesetzes (AGTPG)" nicht vorgesehen.
Demgegenüber soll der rheinland-pfälzische Beauftragte dafür sorgen, daß die Krankenhäuser sogenannte "Hirntote" als potentielle Organspender tatsächlich an das nächste Transplantationszentrum melden. Dazu sind sie zwar laut Transplantationsgesetz ohnehin verpflichtet, aber die Erfüllung dieser Verpflichtung sei nicht "sanktionsbewehrt", heißt es in der Begründung des rheinland-pfälzischen Gesetzesentwurfes. Solche Maßnahmen unterstellen, daß einerseits Krankenhäuser und Krankenhausärzte bewußt das Gesetz unterlaufen und andererseits unfähig sind, "Hirntote" zu erkennen.
KAO und Bioskop e.V. gehen im Gegensatz dazu davon aus, daß "Hirntote" oft nicht gemeldet werden, weil die Kliniken und die Klinikärzte Zweifel an diesem "Hirntod"-Konzept haben.

Gegen einen Kooperationszwang bei der Meldung potentieller Organspender hatten sich im Vorfeld der Verabschiedung des Transplantationsgesetzes Ärzte und Krankenschwestern immer wieder gewehrt. Bioskop e.V. und die Initiative "Kritische Aufklärung zur Organtransplantation (KAO)" fordern den Landtag in Mainz auf, das rheinlandpfälzische Landesgesetz zur Ausführung des Transplantationsgesetzes (AGTPG) nicht in der vorliegenden Form zu beschließen und sich an Nordrhein-Westfalen zu orientieren. Die Verabschiedung des Gesetzes im Mainzer Landtag war ursprünglich für den 1. Dezember geplant. Eine Empfehlung des entsprechenden Landtagsausschusses liegt zur Zeit jedoch noch nicht vor.

Die Gesetzentwürfe und weitere Informationen sind zu bekommen bei:

Bioskop e.V.: Tel.: 0201/5366705
sowie Roberto Rotondo: 040-44809922



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update: 10.01.2004    by: Roberto Rotondo