Erfahrungsberichte zur Organentnahme
Erfahrungsberichte von Pflegekräften.
Der Leichnam nach der Organspende
Pflegekraft: Er hat eine blaße Haut und es ist recht, meist
irgendwie recht feucht die Haut. .. Sehr kalt, weil das ja, die
Organe kalt durchgespült werden, im Körper noch ...
Die ganze, das ganze Schlauchzeug kommt halt raus, also wie üblich."
R. Rotondo: "Es ist also, kein Unterschied zu einem anderem Leichnam?"
Pflegekraft: Ehm, also ich denk schon, daß
es ein Unterschied ist, weil ... so rasch kühl ja doch einen
Patient nicht aus auf der Station, vielleicht.
Er hat also die OP-Wunden. Also man
versucht es, da halt mit ziemlich viel Flüssigkeiten gearbeitet
wird. Es ist, ziemlich verschmiert und klitschig. Man versucht es
eben so sauber wie möglich hinzukriegen.
Die Hornhäute sind halt entnommen, also des Auge ist entnommen. Irgend ein Glasauge ist
meist drin, alles verschwollen.
Ja, meist gehen die Augen dann nicht so richtig zu. Pflaster hält sowieso nicht, auf der nassen
Haut. Das bastelt man da halt rum, um das irgendwie halbwegs, ja an
... ansehbar oder für sich vertretbar ... hinzukriegen, den
Leichnam ...
Ja, und die Leiche wird dann eben
grob gereinigt. Das Ganze sieht ziemlich ehm, `ne ziemliche
Pritschelei immer, weil da mit viel Flüssigkeit
gespült wird. Und, wir bereiten den Tisch auch schon so vor, daß
wir, das es recht rasch geht und recht einfach. Und, daß z.B.
die Moltex nur zum wegziehn sind auf der Seite und der hat schon
das, so`n weißes, ehm Laken, `nen größeres auf'n
Tisch liegen.
Ja, und das die Flüssigkeit
nicht überall so reinrinnt, kleben wir auch ab vorher noch...
Ehm, dann .. ja, kommt auch noch `nen Verband drauf, der festgeklebt
wird. ...
Ja, Fußpässe füllt
die Anästhesie aus. Die befestigen meist wir. Also die, die
ganzen Papiere am besten hoffentlich immer geschrieben sind. Hin
und wieder kommt's natürlich vor, daß mal irgendwie der
Leichenbegleitschein noch nett ausgefüllt ist. Und muß man
wieder nachrennen, mitten in der Nacht, den Leuten. Des is natürlich
alles irgendwie ärgerlich, aber so im großen und
ganzen klappt es denn doch noch.
Und ja, der Kopf wird, also die
Augen, wenn eben die Augen entnommen worden sind, ich glaub das
habe ich das letzte mal schon erzählt, ähm und da Glasaugen
drinnen sind. Is eh sowieso `n Intensivpatient, is schon meist
mehrere Tage dann .. so ziemlich angeschwollen und kriegt man
nich mehr so richtig zu dann. Klebt man dann meist irgendwie mit
.. Kompressen zu. Wobei das Kleben dann auch schwierig ist an solchen
Patienten. (ja)
Ja, gibt irgendwie noch `ne Kinnbinde drum. Ja, der wird dann
eingewickelt. Mm, das Laken abgeklebt mit Pflastern, daß nett
alles auseinander fällt. Ehm, kommt ein, bleibt, also da bleibt
üblicherweise immer .. ehm, was soll ich jetzt sagen, .. ehm
wird im Prinzip möglichst rasch abgeholt.*
* Quelle: Interviewaufnahmen, die Roberto Rotondo mit Pflegekräften für seine Diplomarbereit "Belastung und Bewältigung von Pflegekräften in der
Transplantationsmedizin." im Studiengang Psychologie des
Fachbereichs Psychologie der Universität Hamburg führte.
Klassifikation: 428 Krisen, Konflikte, Reaktionen und 890
Spezielle Probleme der angewandten Psychologie. Hamburg, den 28.
Juni 1996