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»Hirntod« bzw. »Hirntodkonzept«.

Schuld, Schuldgefühl, Transplantation und Organspende.


Tabuverletzungen und Schuldkonflikte in der Transplantationsmedizin  [*]

Dr. Anna Bergmann


Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung
  2. 1. DIE INSZENIERUNG EINER MEDIZINISCHEN AURA DES HEILENS UND DIE HERSTELLUNG ÄRZTLICHER NORMALITÄT
  3. 2. ORGANENTNAHMEN IN DER NACHT
  4. 3. ARBEITSTEILUNG, ABSTRAKTION UND VERDINGLICHUNG
  5. 4. DIE BÜROKRATISIERUNG DER HIRNTODFESTSTELLUNG
  6. 5. DIE TABUISIERUNG DES TABUBRUCHS: HIGH-TECH‑MEDIZIN UND DIE MOBILISIERUNG VON MAGISCHEM DENKEN
  7. 6. CHRISTLICHE NÄCHSTENLIEBE, SCHÖPFUNGSMYTHOS UND DAS SÄKULARE UNSTERBLICHKEITSPHANTASMA
  8. LITERATUR

 [*] Dieser Artikel beruht auf Auszügen der von mir verfassten Kapitel 2, 5 ,6 und der Einleitung des Buches Herzloser Tod. Das Dilemma der Organspende, (Stuttgart 1999), das ich zusammen mit Ulrike Baureithel (Berlin) geschrieben habe. Es beruht auf 22 Interviews, die wir mit an der Transplantationsmedizin beteiligten Gruppen geführt haben (Chirurgen, Anästhesisten, Angehörige von Organspendern, Hirntoddiagnostiker, Krankenpfleger, Operationsschwestern, Psychologen). Meine Arbeit über die Transplantationsmedizin ist im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts "Theatralität als kulturwissenschaftliches Modell" entstanden.

Dr. Anna Bergmann lehrt als Privatdozentin Kulturgeschichte an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder)

Internet: http://homepage.uibk.ac.at/homepage/c603/c603167/

Original dieses Artikels erschienen im Pabst-Verlag: www.pabst-publishers.de/Psychologie/psyzeit/psychoan/index


EINLEITUNG

Am 1. Dezember 1997 trat in der Bundesrepublik Deutschland das Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen in Kraft. Mit diesem Gesetz sollte nicht nur die Organisationsstruktur der Transplantationsmedizin geregelt werden, vielmehr stand eine grundsätzlich neue Todesvorstellung zur Disposition. Denn die Organtransplantation ist auf die gesellschaftliche Anerkennung einer Todesdefinition angewiesen, die den Menschen in eine "lebende Leiche" zweiteilt. Das Hirntodkonzept beruht auf der Vorstellung, ein Patient sei als Person endgültig verstorben, wenn sein Gehirn tot, aber sein sogenannter übriger Körper noch am Leben sei. Die Ära der kulturellen Neuwahrnehmung des Todes begann 1968 mit der Formulierung der ersten allgemeinverbindlichen Kriterien für den sogenannten Hirntod. Sie legitimierten den zweckorientierten Zugriff auf hirnsterbende Komapatienten, indem im Rahmen einer neurologischen Diagnostik "Hirntote" als Leichen festgeschrieben wurden. Mit der Ausarbeitung eines neuartigen Ensembles von Diagnoseverfahren zur Feststellung des Hirntodes erfolgte lange vor staatlichen Gesetzesinitiativen eine systematische Verengung des Lebensbegriffs und umgekehrt eine Erweiterung der Todesvorstellung durch die moderne Medizin. Mittlerweile sind die Gesetzgeber aller westeuropäischen Länder und der USA einer von der High‑Tech‑Medizin entwickelten Todesdefinition gefolgt, die von dem personalen Tod des Menschen ausgeht, wenn das Gehirn in seiner "Gesamtfunktion" irreversibel geschädigt ist, obwohl das Herz weiterhin schlägt und die Lungen mit technischer Hilfe atmen.

Auch wenn die Hirntoddefinition durch diverse Gesetze legalisiert wurde, sind die kulturellen und auch medizinisch‑wissenschaftlichen Konflikte im Hinblick auf die neue Todesvorstellung keineswegs bereinigt. Trotz ihrer jurisdischen Festschreibung stellt das Thema Organspende jeden, der durch Werbung oder berufsbedingt damit konfrontiert ist, immer wieder von neuem vor die offene Frage: Ist ein Hirntoter tatsächlich tot? Denn dem sinnlichen Eindruck nach ist ein hirntoter nicht von einem lebenden Menschen zu unterscheiden: Das Todesmodell bricht radikal mit allen bisher gültigen und sicheren Todeszeichen wie Stillstand des Herzens und der Atmung, Leichenblässe, Totenstarre, Verwesungsprozesse oder Totenflecke. Durch die Neudefinition des Todes als Hirntod wurde nicht nur der Todeszeitpunkt vorverlegt und der eingetretene Tod auf ein sinnlich nicht wahrnehmbares, abstraktes Phänomen reduziert, vielmehr wurde damit auch ein ontologisches Paradoxon kreiert: ein Wesen, das aus einem lebendigen und einem toten Teil besteht ‑ eine tote Person einerseits und ein ‑ so der Hirntoddiagnostiker Johann Friedrich Spittler ‑ "noch überlebender übriger Körper" (Spittler 1995, S. 130) andererseits.

Seit ihren Anfängen in den 60er Jahren bis heute steckt die Transplantationsmedizin in der sozialen Begegnung mit diesem "noch überlebenden übrigen Körper" in einem Dilemma. Denn ein Patient, dessen Anblick allen gängigen Zeichen des Lebens entspricht, dem aber dennoch der Tod bescheinigt ist und der in diesem Status mit dem chirurgischen Messer zerteilt und ausgeweidet werden darf, bleibt für die an dem Prozedere der Organentnahme Beteiligten dubios. Auch für einen Mediziner gelten nach wie vor ein warm durchbluteter Körper, ein schlagendes Herz, spontane Bewegungen, Reflexreaktionen als Zeichen des Lebens. Nur für einen ganz kleinen Patientenkreis sind nun die ansonsten weiterhin allgemeinverbindlichen Maßstäbe des Lebendigseins aufgegeben: Hirntote müssen mit Hilfe apparativer und rationaler Beweistechniken als das genaue Gegenteil ihres lebendigen Erscheinungsbildes, nämlich als Leichen, wahrgenommen werden. Damit befindet sich zunächst jeder Einzelne in einer paradoxen Lage. Ob Professoren der Chirurgie, Hirntoddiagnostiker, Pflegepersonal, Anästhesieschwestern ‑ sie alle haben eine Rationalisierung ihrer Wahrnehmung und der damit einhergehenden Gefühle zu leisten. Sie geraten in eine schizoide Situation, in der sie nicht mehr wissen, ob sie ihren Augen oder einer Definition trauen sollen.

Der Anblick von sogenannten spinalen Reflexen hat die Transplantationskoordinatorin Frauke Vogelsang ‑ wie sie sagt ‑ "erst einmal erschreckt. Ich glaube, wenn ich nicht das, Wissen gehabt hätte, hätte ich emotional gesagt: 'Der bewegt sich noch und hebt die Arme, er kann doch gar nicht tot sein."'

Wie ein solches motorisches Verhalten eines hirntoten Menschen während seiner Organentnahme wahrgenommen werden kann, erklärt die Anästhesieschwester Margot Worm. Sie schildert die Angst, die ein sich bewegender toter Mensch im Operationssaal in ihr auslöst: "Wenn man daneben steht und ein Arm kommt von einem Toten hoch und fasst einen so an den Körper oder um den Körper. Das ist furchterregend."

Manche gewöhnen sich mit der Zeit an diese Vorstellung von Tod, andere wiederum sind schon während ihres Studiums "über die Definition des Hirntodes gestolpert" so die Anästhesistin Gabriele Wasmuth. Sie nehmen auch nach zwanzig oder dreißig Jahren Berufspraxis einen hirntoten Patienten nicht als Leichnam wahr.

Historisch gesehen wurzelt die Entstehung einer Definition des Hirntodes in der Entwicklung technischer Wiederbelebungsverfahren. Im Zuge der künstlichen Aufrechterhaltung der Herz‑ und Atemtätigkeit machte man in den 50er Jahren die Erfahrung, dass bei bestimmten Patienten eine technisch erzeugte und erfolgreiche Wiederbelebung des Herzens nicht zwingend den Menschen wieder zum Atmen anregen konnte. Auch das volle Bewusstsein kehrte nicht zurück, weil im Gehirn bereits Sterbeprozesse stattgefunden hatten, die den Tod des Patienten ankündigten. Diese neue Problematik infolge des Einsatzes der Herz‑Lungen‑Maschine löste eine internationale Diskussion unter Kardiologen und Anästhesiologen über die Frage aus, ab wann die künstliche Beatmung eingestellt werden dürfe, auch wenn das Herz des Patienten noch schlägt. Die ersten Diskussionsbeiträge zu diesem Problem wurden Ende der 50er Jahre vorgelegt (vgl. Mollaret/Goulon 1959). Das Verständnis des "Hirntods" schloss zu diesem Zeitpunkt den Tod des zentralen Nervensystems noch mit ein, so dass er noch als der Verlust aller Reflexe gekennzeichnet wurde.

Die Entwicklung der Hirntoddefinition stand insofern anfänglich im Zeichen einer gänzlich anderen Fragestellung: Es ging ausschließlich um die medizinische Behandlung und das Schicksal einer durch die Intensivmedizin neuartig entstandenen Gattung von Komapatienten. Ab welchem Zeitpunkt befindet sich ein künstlich beatmeter Komapatient unwiederbringlich im Sterben, so dass Wiederbelebungsmaßnahmen im Sinne des Patienten unsinnig würden? Es ist also wichtig festzuhalten, dass der Hirntod ursprünglich von der Intensivmedizin als Problem aufgeworfen wurde, um die Grenze zu ermitteln, ab wann therapeutische Bemühungen gegenüber einem hirnsterbenden Menschen beendet werden dürfen. Die ethisch höchst prekäre Überlegung, ab wann bestimmte Komapatienten als verstorbene Menschen definiert und in dem zugeschriebenen Totenstatus deren Organe für die Therapie anderer Patienten nutzbar gemacht werden könnten, kam erst im Zuge der Transplantationsmedizin während der 60er Jahre auf. Dass die Hirntoddefinition nicht im Zusammenhang mit der Transplantationsmedizin entstand, darauf wird heute immer wieder gerne verwiesen, um zu unterstreichen, dass sie nicht zweckorientiert für die Bedürfnisse der Transplantationsmedizin extra erfunden wurde.

Neben der aus den 50er Jahren stammenden Kategorisierung eines hirnsterbenden Komapatienten bezieht sich die heutige Transplantationsmedizin zu Unrecht auf eine zweite Grundlage, nämlich auf die von einer Kommission der Harvard University ausgearbeiteten Richtlinien für die Hirntoddiagnostik vom 5. August 1968. (Vgl. A Definition 1968) Auch dieser Kodex legte noch fest, dass der Hirntod erst dann eingetreten sei, wenn alle Reflexe und entsprechend die spontanen Bewegungen ausgefallen sind. Das heißt, in diesem Hirntodverständnis zählte die Medizin das zentrale Nervensystem morphologisch noch zum Gehirn. Diese erhebliche Differenz zwischen einem den Harvardkriterien entsprechenden Hirntoten und einem heute als hirntot geltenden Menschen wird in der Selbstdarstellung der Transplantationsmedizin immer wieder unterschlagen und ist offensichtlich selbst in den eigenen Reihen unbekannt. So bezieht sich auch der Berliner Anästhesist Wolfgang Peschke auf "den Hirntod" der 60er Jahre: "Die Hirntodvorstellung ist zirka 1968 definiert worden. Aber es gab diese Vorstellung schon viel früher."

War der nach den Harvardkriterien definierte Tote zu keiner einzigen Reflexreaktion mehr fähig, so gelten mittlerweile in Europa und den USA 17 mögliche Reflexe beim Mann und 14 bei der Frau als mit der Todesdefinition als vereinbar (vgl. Binder u.a. 1979, S. 103). Laut Statistik der Transplantationsmedizin sind 75 Prozent aller Hirntoten noch in der Lage, sich zu bewegen (vgl. Schlake/Rosen o. J., S. 54). Dazu gehören beispielsweise Reflexe der unteren Extremitäten, der Fußsohle, der Achillesferse, Nacken‑, Finger‑, Rumpf‑Beugereflexe sowie Bauch‑, Vaginal‑, Unterleib- oder Analreflexe, wovon 11 durch Stiche ausgelöst werden (vgl. Pendl 1986, S. 30ff.).

Auch "Reaktionen auf Schmerzreize im spinalen Niveau" ‑also Symptome, die im Bereich der Wirbelsäule und des Rückenmarks angesiedelt werden ‑ zählen zu den "klinischen Kriterien" des Hirntods (Ebd., S. 24). Bei der Eröffnung des Bauchfells und Hautschnitten des Organspenders kann er noch mit einer ansteigenden Herzfrequenz und höherem Blutdruck reagieren, außerdem ist mit Hautrötungen und Schweißsekretionen zu rechnen (vgl. Schwarz, 1990, S. 44f.).

Auch wenn man entgegen seiner sinnlichen Wahrnehmung den "hirntoten" Patienten als einen endgültig verstorbenen Menschen anerkennt, überschreitet die Organtransplantationsmedizin das Todestabu, das den Toten vor der Bemächtigung anderer in seinem unberührbaren Status schützt. Der Patient gilt als verstorben und wird mit einem Totenschein in den Operationssaal zur Organspende gefahren. Schon per Gesetz besitzt er als Leichnam den Anspruch auf einen pietätvollen Umgang. Laut §168 "Störung der Totenruhe" schützt normalerweise das bundesdeutsche Strafgesetzbuch den Verstorbenen mit Eintritt seines Todes vor der Straftat der Leichenschändung. Wie ist dieses Recht auf Totenruhe mit dem Akt der chirurgischen Zerstückelung überhaupt vereinbar? Die Zergliederung des Organspenders in Augen, Haut, Herz, Lungen, Bauchspeicheldrüse, Luftröhre, Leber, Nieren, Gelenke, Innenohren, Kieferknochen, Dünndärme und neuerdings auch Hände und Unterarme entspricht dem Akt der Leichenschändung. Die anatomische Verstümmelung des Leichnams ‑ sei sie auch noch so rational, wissenschaftlich und gleichermaßen christlich fundiert ‑ stellt eine per se mit Ekel, Angst und vor allem Schuld beladene Tabuüberschreitung dar. Das heißt, normalerweise löst eine Leichensektion Gefühle von Ekel, Angst und Schuld aus. Die Überwindung und Verdrängung solcher Affekte werden gleich zu Beginn des Medizinstudiums im Sektionskurs rituell exerziert. Eine solche "Initiation", die den allerersten Patienten als Leiche vorsieht und ihn zerstückeln lehrt ‑ so die Psychologin Christine Linkert (Linkert, 1993) ‑, hat das in der Explantation beteiligte Pflegepersonal in seiner beruflichen Sozialisation nicht erfahren. Während der Explantation treffen also zwei Berufsgruppen mit einer sehr konträren Beziehung zum Akt der Leichenschändung und dem sozialen Umgang mit Toten aufeinander.

Ein zweites Tabu, das Tötungsverbot, wird eklatant berührt, sofern man dem Hirntodkonzept nicht glaubt. Halten die an der Organentnahme professionell beteiligten Menschen an dem Herztod als den Zeitpunkt eines abgeschlossenen Sterbeprozesses fest, der für jeden von sinnlich wahrnehmbaren Todeszeichen markiert ist, dann entsteht durch die Mitarbeit an einer Explantation ein Tötungsbewusstsein und mobilisiert Schuldgefühle. Dem Pflegepersonal gelingt die Abwehr von solchen Schuldgefühlen am wenigsten. Denn im Gegensatz zu den diversen chirurgischen Teams erfährt es die Organentnahme von Anfang bis Ende. Auch erlebt es immer das medizinisch systematisch herbeigeführte Moment des Herztodes von hirnsterbenden Patienten und die sich einstellenden Todeszeichen mit.

Dieser Augenblick, in dem sich der hirnsterbende Patient in eine "richtige Leiche" verwandelt, ist von dem Pflegepersonal, das wir gesprochen haben, durchweg als ein traumatisches Ereignis geschildert worden. Denn die Transformation des Hirntoten in einen "richtigen Toten" wird systematisch vollzogen, entweder direkt durch die Herzentnahme oder ‑ wenn das Herz nicht freigegeben oder unbrauchbar ist ‑wird der Patient durch einen Schnitt in die Aorta ausgeblutet. "Man weiß, der wird hier aufgelegt, und er wird hier sterben" ‑ so die österreichische Anästhesieschwester Johanna Weinzierl: "Die Operation endet mit dem Herzstillstand." Diese Situation wird um so unerträglicher, als der Tote auch noch aufgeschnitten auf dem Operationstisch liegt und das Sterben des sogenannten Restkörpers im aufgeklappten Leibesinneren zu beobachten ist. Auch nach diesem Augenblick muss an dem Leichnam weitergearbeitet werden, und nicht jeder am Operationstisch kann ‑ wie etwa der Herzchirurg ‑ diese Situation fliehen.

Henning Harten ‑ Professor für Neurochirurgie in einem Transplantationszentrum ‑ beschreibt die erste Explantation, die er erlebte: "Das ist in der Hinsicht bemerkenswert, weil pathophysiologisch etwas abläuft, was man sonst nie sehen würde. Es wird ein Organ kalt und weiß, plötzlich hören alle auf, etwas zu tun. Man steht da mit der Leiche, ‑ komisches Gefühl." Die Anästhesieschwester Johanna Weinzierl schildert die Atmosphäre im Operationssaal: "In dieser Situation ist immer eine gewisse Spannung. Vorher ist man beschäftigt und gibt dem Patienten Medikamente, da ist etwas zu tun. Und dann kommt irgendwann der Augenblick, in dem der Patient sehr viel Blut verliert und man steht daneben und schaut zu, wie das Herz aufhört zu schlagen. Für mich ist diese Situation furchtbar. Ja, manchmal bin ich auch gegangen. Es schaut in diesem Moment so aus, als wenn ich erlebe, wie ein Patient stirbt." Der Moment des "richtigen Todes" steht von vornherein fest, denn er wird in gemeinsamer Arbeit am Operationstisch selbst erzeugt: "Man schaut zu, und das ist berechenbar. Man sieht ja, wie die Todeszeichen sich einstellen. Da ist einem der Schauer über den Rücken gelaufen."

Der Krankenpfleger Georg Feldmann hat einmal, ohne es zu wollen, die vorgeschriebene Logik des Hirntodes nicht nachvollzogen und das auch noch schriftlich dokumentiert. Denn in ihm hat sich ein Tötungsbewusstsein verankert: "Es ist einfach eine unbegreifliche Sache, dass Tod durch Menschenhand geschieht. Es ist keine natürliche Todesursache. Ich habe das auch einmal auf einem Fußzettel unter 'unnatürlicher Todesursache' angekreuzt. Das war nicht so beliebt, weil es als eine 'natürliche Todesursache' durch das Unfallgeschehen definiert wird. Das hatte ich damals nicht begriffen, und die haben sich anschließend über mich dagegen beschwert."

Der Akt der Organentnahme stellt einen heiklen Punkt im Ablauf der Organspende dar. Gleich mehrere Tabus werden jetzt an einem als tot definierten Menschen überschritten. Immerhin wird nach allen Regeln der medizinischen Kunst in den "lebenden Restkörper" auf eine aggressive und zerstörerische Weise eingegriffen, die einer ganz eigenen Operationslogik folgt und das Programm des Ablaufes setzt. Die Organspende steckt prinzipiell in einer schizoiden Situation: Während der Entnahme muss die enorme Spannung zwischen den zu vollziehenden Tabuverletzungen und dem Anspruch, die Illusion einer normalen Operation aufrechtzuerhalten, irgendwie bewältigt werden.

Mehrere Techniken in der Arbeitsorganisation und in der Werbung für Organspende werden bemüht, um die Tabuüberschreitungen in der Transplantationsmedizin von Schuld zu entlasten, so dass diese neuartige, todesabhängige Therapieform menschlich und kulturell durchsetzbar wird. Diese möchte ich an den folgenden sechs Charakteristika des transplantatorischen Managements verdeutlichen.

1. DIE INSZENIERUNG EINER MEDIZINISCHEN AURA DES HEILENS UND DIE HERSTELLUNG ÄRZTLICHER NORMALITÄT

Weder die Hirntodfeststellung, noch die Organentnahme sind an der Heilung des betreffenden Patienten orientiert. Alle mit der Organentnahme verbundenen Tätigkeiten verfolgen kein therapeutisches Interesse an dem jeweiligen hirntoten Patienten. Im Gegenteil, dieser wird wie kein anderer Patient je zuvor in der Geschichte der modernen Medizin auf aggressivste Weise verletzt und zerstört. Dagegen wendet jedoch der in Berlin arbeitende Transplantationskoordinator Onur Kücük ein, dass eine Organentnahme mit jeder anderen Operation identisch sei: "Es ist kein Unterschied, und meiner Meinung nach ist die Explantation die schwierigste Operation [...] Man bespricht vorher eine Operation [...] trifft dann im ärztlichen Konsens die Entscheidung. Man erklärt die Befunde, kommt unter Kollegen zu einer Diagnose, man redet darüber und beschließt eine Operation. Wenn das Operationsziel eine Explantation ist, dann wissen wir, es handelt sich um einen Toten. Das Ziel ist die Explantation, die anatomisch korrekt fach‑ und sachgerecht durchgeführt wird."

Diese Äußerung verdeutlicht, wie wichtig es der Transplantationsmedizin ist, der Organentnahme das Image einer ganz normalen Operation zu verleihen. Sie pflegt diese Illusion, um zu suggerieren, dass es sich um einen Eingriff handelt, der allen gängigen medizinischen Standards entspricht und unter dieser Voraussetzung in den Arbeitsprozess des Krankenhausalltags unauffällig integriert ist. Jeder einzelne Arbeitsschritt erweckt schließlich, wie auch von dem Transplantationskoordinator Kücük erklärt, den Anschein einer üblichen medizinischen Handlung.

Der Vergleich mit einer ganz normalen Operation hinkt dennoch aus mehreren Gründen und verhüllt den eigentlichen Charakter der Organentnahme: Das Operationsziel verfolgt keinen therapeutischen Nutzen für denjenigen, der unter das Messer gerät. Mit den Worten von Professor Harten ausgedrückt: "Natürlich, der Tote hat nichts mehr davon, dass man ihn operiert." Der Patient befindet sich also per se in einem verdinglichten Status. Im Falle einer Multiorganentnahme wird er vom Brust‑ bis zum Schambein aufgeschnitten. Keine Stelle seines Körpers ‑ Kopf, Rumpf, Knochen ‑muss verschont bleiben. Der soziale und medizinische Umgang mit dem Spender stellt sich als höchst gewalttätig dar, weil der "Tote" mit diversen Messern, Säge, Hammer und Meißel in seiner Integrität verletzt werden darf.

Darüber hinaus sind einzelne Organe mit tiefsitzenden kulturellen Vorstellungen besetzt, über die das Transplantationssystem rigoros hinweggehen muss. Dazu zählen etwa das Herz, die Knochen, die Haut oder die Augen. So erklärte uns der Chirurg Reinhard Steinmann aus Ulm, der nicht in die Transplantationsmedizin involviert ist, aber in seinem Krankenhaus einer Organentnahme einmal zugeschaut hat: "Für mich hat die Funktion des Herzens für das ganze Leben eine Bedeutung. Deswegen hat bei mir das schon das Gefühl ausgelöst, der Chirurg 'tötet' jetzt den Patienten."

In unserer abendländischen Kulturgeschichte symbolisiert das Herz das Zentrum des Lebens. Es gilt als Sitz der Gefühle, der Liebe und wurde oft auch mit dem Weiblichen assoziiert. Unsere Sprache verrät, wie tief diese kulturelle Bedeutung des Herzens verinnerlicht ist: Jemand "hat das Herz am rechten Fleck", das Herz kann "brechen", "entflammen"; es kann jemandem "ein Stein vom Herzen fallen"; jemand ist ein "herzensguter Mensch", wir verabschieden uns in Briefen mit "herzlichen Grüßen" usw. Abgesehen von dieser Metaphorik macht das Herz die Verbindung von Leib und Seele unmittelbar spürbar. Es ist durch seine rhythmische Bewegung für jeden Menschen sinnlich erfahrbar und ruft sich durch das sogenannte Herzklopfen in Situationen der Angst, Aufregung, Trauer oder Wut in Erinnerung. Es ist das sich zuerst im Embryo bewegende Organ, und sein Rhythmus hört mit dem Tod auf. Insofern galt der letzte Herzschlag bis dato als das Todeszeichen schlechthin.

Selbst die moderne Medizin war dieser kulturellen Symbolisierung des Herzens bis ins 20. Jahrhundert hinein noch verpflichtet, so dass eine Operation am Herzen bis Ende des 19. Jahrhunderts ein Tabu darstellte. Einen um so größeren Einschnitt bildete daher die erste der Öffentlichkeit präsentierte Herztransplantation am 3. Dezember 1968 durch den Kapstädter Chirurgen Christiaan Barnard. Das Spektakuläre dieser Operation war ja nicht ihr Gelingen ‑ alle herztransplantierten Patienten starben binnen kurzer Zeit. Vielmehr feierte man Barnard als Helden: Er hatte den Mut besessen, mit einem tief verwurzelten Tabu zu brechen.

Der Berliner Herzchirurg Matthias Loebe kennt die Empfindung eines Chirurgen, der dieses Tabu berührt, nur aus zweiter Hand: "Ich weiß von meinen Kollegen von früher, die die Zeit vor Christiaan Barnard schon miterlebt haben, welch großer Schritt es für sie als Herzchirurgen war, das Herz zu transplantieren. Das haben sie häufig erzählt und auch in Büchern beschrieben: für sie sei der entscheidende und eigentlich der erschreckendste Moment gewesen, wenn bei der Operation das eigene Herz des Patienten herausgeschnitten wurde, und da war in diesem Brustkorb nichts mehr drin ‑kein Herz mehr." Der "Pionier" der österreichischen Transplantationsmedizin, Professor Raimund Margreiter, gehört dieser älteren Generation von Herzchirurgen an. Was Loebe nicht mehr erschreckt und er der Historie zuordnet, stellt sich für den Chirurgen Margreiter teilweise immer noch als eine "unheimliche" Erfahrung dar: "Als wir mit der Transplantation der lebenswichtigen Organe begonnen haben, da hat mich das schon sehr beeindruckt, einen völlig leeren Brustkorb oder Bauchraum vorzufinden. [...] Ich gebe durchaus zu, dass es am Anfang ein etwas beklemmender Anblick war, zum Beispiel im Rahmen einer Herz‑Lungen‑Transplantation den völlig leeren Brustkorb zu sehen oder aber im Rahmen einer Multiviszeraltransplantation (Entnahme mehrerer Organe aus dem Bauchraum, d. Verf.) nach Entfernung der eigenen Organe mit dem völlig leeren Bauchraum konfrontiert zu sein. Einmal haben wir nicht nur die Leber, den Magen, Zwölffingerdarm, Bauchspeicheldrüse und den Darm transplantiert, sondern mussten auch noch die Hohlvene sowie die beiden Beckenvenen und auch die rechte Beckenarterie ersetzen, wie auch einen Teil des Harnleiters bei einer einnierigen Patientin resezieren (ausschneiden, d. Verf.). In diesem Fall blieb eigentlich nicht mehr sehr viel im patienteneigenen Bauch übrig, [...] das ist irgendwo unheimlich, aber es funktioniert." Professor Margreiter macht hier deutlich, dass die Problematik des Tabubruchs in der Transplantationsmedizin nicht mit dem Herzen anfängt und aufhört. Vielmehr scheint der Anblick des mit den eigenen Händen ausgeräumten Körpers überhaupt ein unheimliches Gefühl zu hinterlassen.

Beispielsweise lehnt Professor Margreiter die Entnahme von Knochen ab: "Wenn es darum geht, lange Röhrenknochen zu entnehmen, die dann nicht ersetzt werden, so dass ein Bein herunterfällt wie beim Hampelmann, das wäre etwas, das mich persönlich stören würde, und es würde auch nicht unserem Gesetzestext entsprechen. Dagegen wehre ich mich. Deswegen habe ich mich auch nie dazu entschließen können, ganze Gelenke zu entfernen." Die tiefsitzende Ambivalenz, die in solchen offiziellen Pietätsbekundungen steckt, wurde durch das weltweit vierte Experiment mit einer beidseitigen Handtransplantation am 7. März 2000 in der Innsbrucker Klinik unter der Leitung von Professor Margreiter dekouvriert. Um die gesetzlich vorgeschriebene Pietät einzuhalten und die sichtbar gewordene Verstümmelung des hirntoten Patienten zu kaschieren, wurden dem Armspender für die Beerdigung die Schmuckprothesen des Handempfängers Theo Kelz angelegt. Für diesen Akt der Tabuverletzung wurde allerdings gleichzeitig eine große Zuschauergemeinde konstituiert, die eine gemeinschaftsstiftende Funktion für die Rechtfertigung der Überschreitung eines kulturellen Verbots bekommt: Ärzte hielten die abgeschnittenen Hände des anonymen Spenders während der Transplantation vor die Kamera, und deren Foto zierte schließlich die Titelseiten der Boulevardpresse. (Vgl. z.B. News, Nr. 11 v. 16.3.2000, S. 54.)

Hinter den Kulissen solcher Inszenierungen erlebt insbesondere das Pflegepersonal seine Mittäterschaft an solchen verstümmelnden Eingriffen nicht aus der Distanz. Georg Feldmann überkam der Ekel, als Gelenke eines Spenders explantiert wurden, "weil da einfach alles aufgeschnitten und ausgenommen wird. [...] Wenn dann die ganzen anderen Teile noch mit herauskommen, dann ist das nur noch eine Hauthülle. Manchmal habe ich mich gefragt: 'Was ist der Unterschied zwischen mir und dem Huhn auf der Schlachtbank' ‑ um es einmal bildlich auszudrücken. [...] Auch die anderen Sachen, also wenn sie mit Hammer und Meißel an einen Toten herangehen und handwerklich tätig sind, das hat für mich noch eine andere Qualität."

Die Knochen repräsentieren in unserer, aber auch in vielen anderen Kulturen das materielle Medium für die Symbolisierung des Lebens nach dem Tod. In Totenkulten von Naturvölkern wurde die Wahrung von Knochen praktiziert, um den Verstorbenen, aber auch geschlachteten Tieren ein Weiterexistieren zu ermöglichen. Sie galten als Basis der Regeneration für den jeweiligen Toten. Der Reliquienkult beruht auf genau solchen Vorstellungen, und schließlich verwendet man die Knochen auch in unserer Kultur für Sekundärbestattungen. Ebenso spiegelt unsere Sprache die elementare Bedeutung der Knochen: Jemandem "geht etwas durch Mark und Bein" ‑diese Metapher bedeutet: ein Mensch wird in seiner Totalität erfasst.

Auch gegen eine vollständige Entnahme der Haut sträubt sich Professor Margreiter: "Gegen die Hautentnahme wehre ich mich, außer sie wird in Ausnahmefällen nur an rückwärtigen Körperpartien entnommen." Repräsentieren die Knochen das Innerste eines Menschen, so bildet die Haut die äußere Grenze eines Körpers und schützt ihn wie ein Mantel. Wenn das Leibesinnere eines Spenders bereits ausgeweidet ist und der Übergriff auch noch auf die Haut erfolgt, empfindet die Operationsschwester Margot Worm diesen Vorgang als besonders martialisch, den sie ‑ wie sie sagt ‑ nicht häufig ertragen möchte: "Mit dem Dermatologen wird die ganze Haut sorgfältig abgezogen. Und wenn sie vorne weg ist, wird er umgedreht, und dann wird die Haut von hinten abgezogen.[ ...] Das ist vom Anblick her sehr unangenehm."

Ebenso haben die Augen, die beinahe bei jeder Multiorganentnahme entfernt werden, in unserer Kultur eine symbolische Bedeutung. Die Macht Gottes ist durch das alles sehende Auge repräsentiert. Speziell das Auge wird in unserer Kultur mit geistiger Macht assoziiert. In der frühen Neuzeit war die Hexe für ihren "bösen Blick" bekannt, weil sie mit den Augen zu zaubern vermochte. Die Anästhesistin Gabriele Wasmuth empfindet die Wegnahme des 'Blicks' von einem Toten als einen eklatanten Tabubruch. Für sie ist es "merkwürdig, an die Augen heranzugehen. Für mich sind die Augen ein wichtiges Organ, und das ist sicher für viele Menschen so. Die Augen sind emotional sehr besetzt, und deswegen finde ich eine Augenentnahme ganz schwierig. Ich kann mich an einen Präparierkurs in der Anatomie während meines Medizinstudiums erinnern. Da ist jemand von uns auf einmal an den Toten herangegangen und hat in die Augen hinein geschaut. Da haben sich alle gegruselt. Das ist ein Tabu, das Ähnlichkeit mit dem Herzen hat."

Ein in allen Kulturen außerordentlich streng herrschendes Tabu berührt die Explantation von Säuglingen und Kindern. Organspenden von Säuglingen und Kindern kollidieren im Bewusstsein von allen an der Operation Mitwirkenden mit der Vorstellung kindlicher Unschuld und machen sogar den Chirurgen zu schaffen. Die Transplantationskoordinatorin Frauke Vogelsang erledigt normalerweise ihre Aufgaben von ihrem Büro aus. Wenn aber ein Kind explantiert wird, fährt sie zur psychologischen Betreuung des OP-Personals vor Ort, "da es für alle ganz gut ist, wenn man auch ein bisschen erzählt und schaut, wie es dem Operationspersonal dabei geht."

Als "grausam" bezeichnet Margot Worm eine Kinderexplantation. Sie belaste nicht nur das ganze Team, sondern auch diejenigen, die am Ende die Kinder in die Leichenhalle bringen müssen: "Es ist ja so, dass die Leiche später abgeholt werden muss. Auch die Transportarbeiter, mit denen ich gesprochen habe, sagen, wenn das ein Kind ist, leiden sie so sehr, dass sie den ganzen Tag nichts mehr erledigen können. Obwohl man sagen könnte: 'Die sind doch weit weg, was wollen die denn, sie müssen doch nur die Leiche wegschaffen.' Wenn selbst die Transportarbeiter, die nur ganz kurze Zeit damit etwas zu tun haben, so belastet sind, dann denke ich, dass alle, die enger dabei sind, noch viel mehr leiden müssen." 1990 ertrugen Schwestern in der österreichischen Klinik von Johanna Weinzierl diesen Leidensdruck nicht mehr. Sie verweigerten ihre Mitarbeit an der Explantation eines dreijährigen Kindes: "Wir haben das Kind auf den Operationstisch gelegt, es war drei Jahre alt, und dieses Kind hat beim Auflegen auf den Tisch die Arme bewegt. Das haben alle gesehen das Hilfspersonal und die OPSchwestern. Dann kam eine ziemliche Hektik auf, und da haben wir gesagt: 'Das machen wir jetzt nicht.' Wir haben dieses Kind gegen den Willen der Ärzte auf die Intensivstation wieder zurückgebracht. [...] Das Kind ist dann drei Tage später explantiert worden."

2. ORGANENTNAHMEN IN DER NACHT

Aufschlussreich ist das Phänomen, dass sowohl in den USA als auch in Europa Organentnahmen in der Regel nachts stattfinden. Wir fragten den Herzchirurgen Matthias Loebe nach dem Grund für diese Gepflogenheit: "Ja, also das ist eine gute Frage. Die kann ich auch nicht beantworten. So ganz genau weiß ich das auch nicht." Loebe lacht und sucht nach einer Erklärung: "Das simpelste Argument ist, dass Organentnahmen in Krankenhäusern, die in den seltensten Fällen transplantieren, Leistungen sind, die außerhalb des Routineprogramms verlaufen. Diese Krankenhäuser möchten nicht, dass ihre OP‑Säle belegt sind, wenn das normale Programm läuft." Dem arbeitsorganisatorischen Argument widerspricht die Transplantationskoordinatorin Frauke Vogelsang. Wir bitten auch sie um eine Erklärung für die nächtliche Durchführung der Explantation: "Das weiß ich nicht. Die Spendermeldungen erreichen uns überwiegend mittags, nachmittags. Dann wird die Hirntoddiagnostik durchgeführt, [...] dann wird das Angehörigengespräch geführt, dann werden alle relevanten Daten erhoben, und die Organentnahme wird in den meisten Fällen parallel organisiert. Das dauert alles seine Zeit." Ein arbeitsorganisatorisches Motiv kann Frauke Vogelsang nicht wirklich erkennen. Die Operation der Organentnahme hat sich in die Nacht geschlichen, und niemand weiß so recht, warum.

In unserer Geschichte fällt der Nacht eine besondere Symbolik zu. Sie hat in vielen Kulturen eine mysteriöse Bedeutung. Die Nacht bietet die Atmosphäre für das kultische Opferritual, für Hinrichtungen, in ihr erwachen die Toten, der Vampirismus, die Geisterwelt und das Verbrechen. Die Nacht ist mit dem Unheimlichen, mit Angst und Grauen besetzt. Schließlich werden auch heutzutage in den USA Hinrichtungen oder der Beginn von Kriegen (z. B. "Operation Wüstensturm" 1991, "Operation Wüstenfuchs" 1998) im Schutz der Dunkelheit inszeniert. Die Nacht repräsentiert kulturgeschichtlich die dunkle Seite des Lebens und stellt einen Gegenpol zum sogenannten helllichten Tag dar.

3. ARBEITSTEILUNG, ABSTRAKTION UND VERDINGLICHUNG

Die Arbeitsorganisation der Transplantationsmedizin ist charakterisiert durch den hohen Grad der Fragmentierung des von Günter Feuerstein gekennzeichneten Multigeschehens, in dem unüberschaubar viele Akteure beteiligt sind. Dabei ist jeder Einzelne im Rahmen eines großen Systems nur noch in minimalste Ausschnitte persönlich mit einbezogen. Letztlich gibt es niemanden mehr, der die Organtransplantation in ihrer hoch komplexen Gesamtheit selbst erfährt, ‑seien es Neurologen, Radiologen, Gerichtsmediziner, solche, die dem "Hirntoten" die Organe entnehmen, die wiederum bei Multiexplantationen aufgesplittet sind in ein sogenanntes Herzteam, Leberteam et cetera ‑ möglicherweise noch aus verschiedenen Ländern ‑, dann die vielen verschiedenen Kooperative, welche die Organe wieder einpflanzen und das jeweils andere Pflegepersonal der explantierten und implantierten Patienten, Juristen, Anästhesisten, Urologen, Immunologen, Psychiater, Transplantationskoordinatoren, Medizinisch‑Technische Angestellte, Telefonistinnen, Sekretärinnen, Fahrer, Piloten, usw. Eine solch perfekt fragmentierte Struktur des Transplantationssystems folgt der Zerlegung von Operationen nach dem Vorbild der kapitalistischen Ökonomie, deren oberstes Ziel in der Optimierung der Arbeit und wie Max Weber sagt ‑ "nach rein sachlichen Gesichtspunkten" liegt. "Sachliche Erledigung" ‑ so Max Weber ‑ bedeutet "in erster Linie Erledigung 'ohne Ansehen der Person", und sie wird "umso vollkommener, je mehr sie sich entmenschlicht" (Weber, 1976, S. 563) [1] . Der Arbeitszerlegung liegt das Prinzip der Abstraktion des Menschlichen zugrunde, d.h. der Gesamtzusammenhang geht vollständig verloren, oder man kann auch sagen: Je mehr Zergliederungsschritte, umso optimaler wird die Möglichkeit der "sachgerechten Erledigung", je zerstückelter der Arbeitsprozess, umso mehr Entfremdung und Entmenschlichung finden statt. Übertragen auf die Organisationsstruktur der Transplantationsmedizin heißt das: die komplexe Fragmentierung hat zur Folge, dass niemand seinen Verlauf als Ganzes selbst erlebt. Vielmehr erstreckt sich die persönliche Involviertheit der einzelnen Akteure "fast ausnahmslos auf kleine Ausschnitte der systemweit prozessierten Operationen" (Feuerstein, 1995, S. 20). Nur vor dem Hintergrund dieser Abstraktionsprozesse errichtet sich in der Arbeitsorganisation der Transplantationsmedizin eine Mentalität, die den hirntoten Patienten nur noch als Ding oder ‑ wie der Professor der Neurochirurgie, Henning Harten, sagt ‑ als "Herz-Lungen‑Paket" wahrnimmt.

Keine Gefühle, kein zweckorientierter und auch kein empathischer Blick auf den Hirntoten, eiskalte Rationalität allein ist gefragt, denn sie bietet sicheren . Boden für ein reines Gewissen. Professor Harten betont, dass er als Hirntodfeststeller derjenige ist, der die Voraussetzung für die Arbeit der Chirurgen schafft, aber ‑ und das ist das Entscheidende ‑ er bleibt von deren Tätigkeit abgeschnitten: "Das eine muss passiert sein, damit das andere folgen kann. Ich habe aber mit den Transplantationschirurgen nichts zu tun." Professor Harten antwortet auf unsere Frage, ob er die Explantation eines hirntoten Patienten als Tabuverletzung empfindet: Die Transplantationschirurgen "sind bereit, für ein übergeordnetes Ziel Schuld auf sich zu nehmen".

Umgekehrt beharren die Chirurgen ihrerseits darauf, dass sie selbst nichts mit der Hirntoddiagnostik zu tun haben. Professor Margreiter: "Wir sind als Transplantationschirurgen in die Hirntoddiagnostik und die ganze Problematik überhaupt nicht involviert." Auch die Chirurgin Andrea Müller aus Berlin holt sich die Legitimation ihres Handelns bei den Hirntoddiagnostikern: "Wir sagen: 'Okay, schließt die Diagnostik ab, und wenn der Patient hirntot ist und es, sich um einen Spender handelt, dann kommen wir. [...] Wenn ich irgendwo hinfahre und kann mir dessen nicht sicher sein, das finde ich nicht gut. Ich möchte definitiv wissen, dass der Spender tot ist, dass das sauber gemacht ist. Dann kann der Spender auch zucken oder so."

Der hohe Grad der Arbeitsteilung im Transplantationsgeschehen stellt eine zwingende sozialpsychologische oder vielleicht sogar anthropologische Vorbedingung für die Tabuüberschreitung an einem "hirntoten" Menschen dar. Die Schuld ist auf ein großes Kollektiv innerhalb eines riesigen Apparats verteilt und somit neutralisiert. Am Ende verrichtet jeder nur noch seine 'kleine' Arbeit, ohne den vorherigen, nächsten oder übernächsten Schritt zu kennen .

4. DIE BÜROKRATISIERUNG DER HIRNTODFESTSTELLUNG

Die Hirntodfeststellung wird in einen bürokratischen Akt gehüllt, der die einzelnen Hirntoddiagnostiker von Schuld entlastet und der allen Beteiligten absolute Seriosität suggeriert. Das Prinzip der Fragmentierung wiederholt sich wiederum in der Organisationsstruktur der Hirntodfeststellung. Schon am diagnostischen Verfahren arbeiten unabhängig voneinander viele Spezialisten verschiedener Bereiche. Sie rekrutieren sich aus Toxikologen (Blut und Urin), Radiologen (Hirnkreislaufdarstellung), Neurologen (EEG), Intensivschwestern und Pflegern, Medizinisch Technischen Angestellten im Labor sowie zwei Hirntoddiagnostikern. Diese sind in der Regel entweder Anästhesisten, Neurologen oder Neurochirurgen. Jede persönliche Beziehung zum Komapatienten ist als Maßnahme des Selbstschutzes so weit es geht wegorganisiert, so dass möglichst keiner seiner Therapeuten in Gefahr gerät, Gefühle zu empfinden.

Die Tätigkeit der beiden Hirntoddiagnostiker bleibt dennoch besonders tabubelegt, denn schließlich sind sie es, die den potentiellen Organspender von einem lebenden Patienten in eine Leiche verwandeln und den Totenstatus des ehemaligen Patienten schriftlich dokumentieren müssen. Die Organisationsstruktur der Hirntoddiagnostik entlastet sie einmal dadurch, dass sie zu zweit sind und unabhängig voneinander nach klar medizinisch festgelegten und objektivierbaren Parametern vorzugehen haben. Zum anderen sind sie von der Konsequenz ihrer Tätigkeit ‑der Organentnahme ‑ völlig abgeschirmt. So hat zum Beispiel Professor Heinz Angstwurm aus München, einer der deutschen Protagonisten der Hirntoddiagnostik, im Laufe seiner Tätigkeit seit den 70er Jahren noch nie einer Explantation beigewohnt: "Ich halte mich strikt an die Trennung der Todesfeststellung und der Explantation."

Das Hirntodprotokoll bietet eine wichtige psychologische Stütze für die Legitimation der Organentnahme. Ganz oben in das Hirntodprotokoll werden Name, Geburtsdatum und die Diagnose des Patienten eingetragen. Danach ist exakt das Untersuchungs‑Datum, die Uhrzeit und die Protokollbogen‑Nummer zu verzeichnen. Im Folgenden ist der Gang der Hirntoddiagnostik präzise aufgelistet. Zwei Rubriken für die beiden unabhängigen Diagnostiker unterteilen das Formular. Das Protokoll ist in doppelter Form auszufüllen, wobei insgesamt acht Unterschriften zu leisten sind (vgl. Schlake/Rossen o. J., S. 44).

Das Hirntodprotokoll steht für Seriosität und Wahrhaftigkeit des Hirntodes. Der Leichenstatus wird in eine bürokratische Ordnung gefasst. Es liefert für den Chirurgen, der den Hirntoten nur auf Basis dieses Papiers ausweidet, eine wichtige Legitimationsgrundlage, und es gewinnt für den Todesdiagnostiker eine stabilisierende Funktion. Schließlich besitzt es soviel Wirklichkeitsmacht, dass es vor jedem Gericht dieser Welt bestehen kann. Professor Harten: "Da ist ein Zettel mit dem EEG oder mit einer Angiographie oder mit einem Dopplerbefund. Wenn jemand das anzweifelt, kann man das einem Richter hinlegen und zeigen, dass das richtig und sauber gemacht ist." Die Tatsache, dass etwa in England nur der Hirnstamm untersucht und auf jegliche Verbildlichung des Hirntodes (EEG, Angiographie, Doppler-Sonogramm) verzichtet wird, verweist auf die bürokratische Funktion solcher visuellen Beweistechniken, die jede für sich genommen höchst umstritten sind (vgl. Baureithel/ Bergmann 1999, S. 78ff.).

Das interessanteste Phänomen an diesem schriftlichen Prozedere ist, dass der Todeszeitpunkt des hirntoten Patienten mit dem Abschluss dieses bürokratischen Akts, also mit der letzten geleisteten Unterschrift, identisch ist. Auf dem anschließend auszufüllenden Totenschein wird als Todeszeitpunkt die Uhrzeit des Schriftaktes verbucht. Die Logik dieses Verfahrens erläutert Professor Angstwurm: "Mit dem Nachweis der Irreversibilität ist die Untersuchung abgeschlossen. Sie wird durch jeden der beiden Ärzte getrennt protokolliert und dann als gemeinsames Schlussergebnis bestätigt, wobei als Todeszeit die Uhrzeit angegeben wird, zu der die Untersuchungen abgeschlossen sind. Es wird ja festgestellt, dass der Tod eingetreten ist. Es wird nicht festgestellt, wann er eingetreten, sondern [...] dass er bereits eingetreten ist. Wann das vorher passiert ist, das kann man nicht genau sagen, obwohl es dafür Hinweise gibt. Aber man kann es eben nicht auf die genaue Uhrzeit rückdatieren."

Das Prozedere der Todesfeststellung regelt gleichermaßen den subtilen Eingriff in unsere soziale und kulturelle Beziehung zu einem sterbenden Menschen: Die Unterschrift des Hirntodtoddiagnostikers zwingt schließlich zum menschlichen Kontaktabbruch vor der Explantation. Die Transplantationskoordinatorin Katharina Grosse stellt diese Todeslogik plastisch dar: "Der Patient ist tot in dem Augenblick, wo die Hirntoddiagnostik abgeschlossen ist und der Totenschein ausgefüllt wird. Der Abschluss der Hirntoddiagnostik ist der Todeszeitpunkt, so steht das im Totenschein drin. Es ist nur so, dass der Tote anders aussieht, wenn die Geräte noch nicht abgeschaltet sind. Durch die Fortschritte in der Medizin ist der Kreislauf, das Herz eben nicht mehr auf die Funktion des Hirnstamms allein angewiesen. Wenn dieser abgestorben ist, kann man keine Luft mehr holen, und dann stirbt das Herz kurze Zeit danach, und dann sieht man eben wie ein Leichnam aus. Es zirkuliert kein Blut mehr. Dadurch verändert sich die Hautfarbe, und nach einer gewissen Zeit treten die Totenflecke ein. Das ist anders, wenn die Geräte noch laufen und dafür sorgen, dass das Blut noch mit Sauerstoff versorgt wird. Dann hat der Patient dieses rosige Aussehen eines Beatmeten und unterscheidet sich in keiner Weise von jemandem, der aus dem OP kommt und beatmet wird, ‑jedenfalls äußerlich." Das Hirntodprotokoll und der Totenschein schneiden vom medizinischen und juristischen Standpunkt jede soziale Beziehung ab, verordnen ein Wahrnehmungsverbot und ersetzen unsere Sinnesempfindung durch die höhere, abstrakte Realität "Hirntod".

Dieser Todeslogik zufolge wird der Todeszeitpunkt eines Organspenders flexibel. Er kann revidiert und neu festgelegt werden. Der Todeszeitpunkt ist nun von den organisatorischen Engpässen des jeweiligen Krankenhauses diktiert und hat nur noch bedingt mit dem Komapatienten etwas zu tun. Die Willkür und Absurdität dieser Todeszeitfeststellung verdeutlicht folgendes Beispiel: "Die erste Hirntoddiagnostik findet etwa Freitags um 13.00 Uhr statt. Auf Grund von Personalmangel ist am Wochenende kein EEG oder eine cerebrale Angiographie möglich. Vielleicht ist auch nur ein Apparat defekt. Wenn außerdem wegen der anfallenden Arbeit nicht ausreichend lange zwei Ärztinnen auf der Station sind [...], kann die zweite Hirntoddiagnostik erst am Montag durchgeführt werden. In diesem Fall wird der Patient erst am Montag versterben. Vielleicht wäre er schon Samstag um 1.00 Uhr morgens verstorben, wenn zu diesem Zeitpunkt die zweite Hirntoddiagnostik durchgeführt worden wäre." (Lindemann, 1999, S. 1288)

5. DIE TABUISIERUNG DES TABUBRUCHS: HIGH-TECH‑MEDIZIN UND DIE MOBILISIERUNG VON MAGISCHEM DENKEN

Die Transplantationsmedizin hat einen neuartigen Patiententypus mit ganz eigenen psychischen Konflikten hervorgebracht. Zwischen 50 bis 70 Prozent aller Empfänger von lebenswichtigen Organen leiden an Persönlichkeitsveränderungen, Identitätsproblemen, Angstzuständen und Depressionen, so dass sich mittlerweile, ausgehend von den USA, ein neuer psychiatrischer Zweig ‑ die "Organ Transplantation Psychiatry (OTP)" ‑ professionalisiert hat (vgl. z.B. House/Thompson 1988, S. 537; Wollcott 1993, S. 112113). I n den ersten beiden Wochen nach der Operation können transplantierte Patienten in Wahnzustände geraten, im weiteren Verlauf kann es zu Depressionen und Psychosen kommen, die psychiatrisch behandelt werden müssen. Es wird eine hohe Dunkelziffer von psychischen Erkrankungen nach einer Organtransplantation vermutet, da viele der Patienten eine Scheu davor haben, ihre tabubelegten Konflikte offenzulegen.

Die Schuldproblematik, die in der Hirntoddiagnostik und in der Explantation ihre eigene Dynamik entfaltet, setzt sich in der Therapie der Organempfänger weiter fort und gräbt sich unerbittlich in diese neue Heilmethode ein. Die Psychotherapeutin Elisabeth Wellendorf arbeitet seit über zehn Jahren an der Medizinischen Hochschule Hannover mit transplantierten Patienten. Ihre "Fallgeschichten" verdeutlichen, wie sich langfristig Schuldgefühle in die psychische Verfassung von Organempfängern festsetzen. Depressionen nach der Transplantation können auch ihre Wurzel in den Todeswünschen aus der Wartezeit haben: "Eine 20‑jährige junge Frau, die ich viele Jahre begleitet habe, wurde nach einer Herz‑Lungen‑Transplantation depressiv, weil sie geträumt hatte, sie stürze sich mit spitzen Zähnen in ungeahnter Gier auf den Brustkorb eines anderen Menschen und fresse ihm das Herz heraus. Sie war sehr erschrocken über ihren Traum und erinnerte sich, wie sie vor der Transplantation oft ungeduldig bei Nebel oder Glatteis gehofft hatte, jetzt habe es jemanden 'erwischt'. Sie hatte sich den Tod eines anderen Menschen wünschen müssen, wenn sie leben wollte. Man hatte ihr zwar gesagt, der Tod des Spenders habe nichts mit ihr zu tun, aber in der Tiefe des Unbewussten hängen Wunsch und Wunscherfüllung zusammen, und daher stammte ihr Traumbild." (Wellendorf 1996, S. 60).

In den USA haben sich die Begriffe "donor weather" und "rainy day syndrome", zu deutsch "Spenderwetter" und "Regenwettersyndrom", eingebürgert. Sie umschreiben die prekäre emotionale Situation des auf ein Organ wartenden Patienten. Er sehnt eine bestimmte Wetterlage herbei, die Unfallgefahren wie z.B. Glatteis oder Nebel steigert und die Möglichkeit eines größeren Organreservoirs schafft, das für ihn lebensrettend sein könnte.

Der auf einer Transplantationsstation arbeitende Psychotherapeut Rainer Ibach schildert die Nöte der Patienten, die sich in der Wartephase befinden und über kurz oder lang immer auf "böse" Gedanken kommen: "Sie überlegen sich, was beeinflusst die Transplantation ‑ sei es der Versicherungsstatus oder auch die Idee, wann steigende Unfallzahlen zu erwarten sind. Da kommen diese Patienten irgendwie nicht drum herum. Wenn sie erst einmal zwölf Monate lang gewartet haben und obwohl sie das moralisch innerlich völlig abwerten, kommt ihnen beim Fernsehschauen doch irgendwann die Idee: 'Es ist Glatteis angesagt, ja, und vielleicht irgendwie ..' Manche sagen es konkret, manche erleben das sehr schuldhaft, weil ja die Idee ganz furchtbar ist."

Am Ende des 20. Jahrhunderts hat die moderne Medizin einen Patiententypus geschaffen, der sich unausweichlich in einem sozialdarwinistischen Verhaltensmuster bewegt. Dieser von der High‑Tech‑Medizin neu kreierte Patient ist objektiv auf den für ihn nützlichen Tod anderer Menschen angewiesen, weil nur ein Hirntoter ihn zu der medizinisch lebensrettenden Therapie verhelfen kann. Die versprochene Heilung basiert auf der Einverleibung von einem Teil eines hirnverstorbenen Menschen. Es bleibt zu fragen, wie viel Asozialität eine Medizin verkraften und mit sich vereinbaren kann, die sich dem Auftrag des Heilens verschrieben hat. Fest steht, dass dem Körper und der Seele der Organempfänger ein Leiden über die eigene Krankheit hinaus aufgezwungen wird, so dass psychiatrische Behandlungen und tägliche, lebenslange medikamentöse Vergewaltigungen des Körpers durch eine das Immunsystem zerstörende Behandlung stattfinden müssen, damit er das fremde Organ nicht wieder abstößt.

Die Macht des Unbewussten, mit der jede transplantationsmedizinische Therapie konfrontiert ist, schlägt zurück. Eine amerikanische Studie über die psychische Verfassung von 70 herztransplantierten Patienten spricht von dem aus der Geschichte von Kriegen und dem Holocaust bekannten Phänomen der Überlebensschuld (vgl. Freeman u.a. 1988, S. 47). In einer anderen Untersuchung von über 101 Patienten, die auf eine Herztransplantation warteten, wünschten sich spontan 34,5 Prozent der befragten Patienten in den Gesprächen den Tod eines Spenders herbei. Wiederum 63,2 Prozent von ihnen fühlten sich aufgrund ihrer Todesphantasien schuldig. 27,3 Prozent verspürten das starke Bedürfnis, sämtliche Gefühle, die mit der Transplantation in Verbindung stehen, vollends zu verleugnen und möglichst neutral zu bleiben. Bereits auf der Warteliste befürchteten 23,7 Prozent der Patienten eine Übertragung von Persönlichkeitsmerkmalen des Spenders auf ihren Charakter (vgl. Kuhn 1990, S. 27). Diese Angst vor einer Verwandlung der eigenen Identität kann auch als Rachephantasie gedeutet werden, die durch den Todeswunsch gegenüber dem Spender ausgelöst und in dem darauf beruhenden Schuldkonflikt verwurzelt ist. Hat sich der Organempfänger erst einmal den Tod eines Menschen gewünscht, kann es zu einer großen Furcht vor dem Organ dieses Toten kommen, indem es in der eigenen Phantasie mit unheimlichen Kräften ausgestattet wird.

Während manche Patienten sich aktiv ein Bild von dem Spender entwerfen und versuchen, mit dem wie Rainer Ibach sich ausdrückt "Fremden im Eigenen" fertig zu werden, gibt es auch passive, unbewusste Varianten. In diesem Fall ist der Empfänger von seinen Phantasien über den Spender obsessiv beherrscht. Der Herzchirurg Matthias Loebe vom Berliner Herzzentrum schildert einen solchen Fall: "Ein sechzehnjähriger Junge hatte furchtbare Probleme. Niemand wusste, warum er so unruhig war. Hinzu kam, dass er aus Dänemark kam und kein Wort deutsch sprach. Es war schwierig, sich mit ihm zu unterhalten, obwohl eine dänische Krankenschwester dabei war. Jedenfalls stellte sich heraus, dass er von der Idee besessen war, dass der Vorbesitzer dieses Herzens nicht gerne Moped gefahren sei. Er selbst fuhr gerne Moped und war sehr gut in der Schule, insbesondere in Mathematik. Jetzt überlegte er sich, ob er mit diesem Herzen noch Moped fahren könne und noch immer gut in Mathematik sei oder ob das sein ganzes Leben verändert hat." Solche Phantasien entsprechen dem Krankheitsbild der Schizophrenie, das nun aber als "normale Reaktion" im Rahmen einer Heilmethode vom Patienten entwickelt wird. Infolge eines zerteilten Körpers entsteht auch ein geteiltes Selbst: eine unheimliche fremde Macht droht die Persönlichkeit des Patienten zu überrollen. Mit dieser Macht wird gesprochen, verhandelt, gekämpft.

Ebenso kann das Weltbild des Empfängers durch eine Identifikation mit dem Spender ins Wanken geraten. Über ein extremes Beispiel berichtete eine amerikanische Fachzeitschrift: Ein Empfänger war ursprünglich in dem rassistischen Ku Klux Klan unter dem Namen Grand Dragon (Großer Drache) organisiert. Nachdem er erfahren hatte, dass seine Niere von einem Farbigen stammte, begann er sich in einer Bürgerrechtsbewegung für die schwarze Bevölkerung zu engagieren (vgl. Surman, 1989, S. 977).

Der Psychotherapeut Rainer Ibach kennzeichnet solche Identifikationen mit Geschlecht, Charakter, Hautfarbe oder mit dem Essverhalten des Spenders als "Mc Donald's‑Syndrom". Ibach interpretiert die von den Empfängern und deren Angehörigen erlebten Persönlichkeitsveränderungen als medikamentös bedingte "Nebenwirkungen" und macht äußere Faktoren mit objektivierbaren Erklärungen dafür verantwortlich. Demgegenüber ist die Herz- und Lungentransplantierte Claire Sylvia davon überzeugt, dass ihr Spender ‑ ein achtzehnjähriger junger Mann ‑ sich in ihre Persönlichkeit eingeschrieben hat. Nach der Transplantation befand sich Claire Sylvia in einer psychoanalytischen Behandlung, und sie begann eine aufwendige Suche nach ihrem Spender. In der Begegnung mit seiner Familie erfuhr sie, dass er gerne grüne Paprikaschoten und bevorzugt Chicken Nuggets aß ‑ ein Essen, das sie vor der Transplantation verabscheute und auf das sie nach der Operation regelrechten Heißhunger entwickelte. Auch ihre Geschlechtsidentität als Frau wurde irritiert, da jetzt in ihr ein Männerherz schlug (vgl. Sylvia, 1998, S. 202).

Die Tatsache, dass die Transplantationsmedizin in der Verteilung von Organen nach "rein" medizinischen Kriterien vorgeht und keine Rücksicht auf die Geschlechtsidentität und das Körperbild des Empfängers nimmt, kann in der psychischen Verarbeitung einer Organverpflanzung zusätzliche Zerrissenheitsgefühle hervorrufen. Wie der Herzchirurg Matthias Loebe berichtet, und wie von dem Psychotherapeuten Rainer Ibach angedeutet, sind es überwiegend Männer, die ein Herz transplantiert bekommen, das von Frauen stammt: "Jetzt bin ich eine Frau", erklärte ein transplantierter Patient seiner Tochter, und ein anderer bezeichnete sein Herz als "Lady" (Castelnuovo‑Tedesco, 1973, S. 351). In solchen Selbstbeschreibungen von transplantierten Patienten drückt sich ein Identitätskonflikt aus, mit dem viele Patienten zu kämpfen haben und der teilweise zu regelrechten Horrorvisionen führt. Kurz nach der ersten öffentlichen Herztransplantation des Litauischen Flüchtlings Louis Washansky 1967 in Kapstadt drückte der damals 55jährige Washansky sein neues Lebensgefühl so aus: "Ich bin ein neuer Frankenstein." (Vgl. Kimbrell, 1994, S. 35). Diesem "Frankenstein" hatte man das Herz der 24 Jahre alten Denise Darvall eingesetzt.

In eine furchterregende Krise geriet auch der 37-jährige Matthew Scott aus dem US‑Bundesstaat Kentucky: Nachdem im September 1998 die Ära der Gliedmaßentransplantation mit der Verpflanzung einer Hand begann, sorgte die zweite Armtransplantation am 25. Januar 1999 in der Boulevardpresse für Schlagzeilen: Statt der traditionellen Prothese bot die Transplantationschirurgie Matthew Scott eine Armverpflanzung an, die für ihn bis an sein Lebensende mit einer zerstörerischen Immunsuppression mit dem Risiko zu "Nebenwirkungen" wie z.B. Krebs oder Nierenversagen verbunden sein wird. Kurz nach der Operation erfuhr Scott durch seine eigene Recherche die Herkunft der Gliedmaßen. Seine "neue Hand" stammte von einem verurteilten Mörder (vgl. Blech, 1999, S. 32). Vor der Kamera der RTL Sendung Explosiv am 8. Februar 1999 klagte Matthew Scott das Transplantationsteam des Jewish Hospital in Louisville an und sagte, er fühle sich betrogen und werde dafür kämpfen, dass ihm diese Hand wieder abgenommen werde.

Der Bochumer Herzchirurg Axel Laczkovics spricht von einer "Verwandlung des Leidens" und weist darauf hin, dass der transplantierte Patient "auch im unkompliziertesten Fall in einen anderen Patienten verwandelt wird und laufender Kontrolle bedarf." (Laczkovics, 1990, S. 282).

Eine ganze Kette von vielschichtigen sozialen, physischen und psychischen Problemen umkreist die Organtransplantationsmedizin, die in der Werbung für Organspende systematisch verschwiegen bleiben. So treten darüber hinaus auch in Familien, die einer Organspende ihrer Angehörigen eingewilligt haben, Krisen auf, die von Depressionen, Angst‑ und Schuldgefühlen geprägt sind (vgl. Rötsch/Bachmann, 1994, S. 13f.).

6. CHRISTLICHE NÄCHSTENLIEBE, SCHÖPFUNGSMYTHOS UND DAS SÄKULARE UNSTERBLICHKEITSPHANTASMA

In keiner Broschüre und in kaum einem Spielfilm, die für Organspende werben, fehlt die kirchliche Fundierung der Transplantationsmedizin und der Hinweis auf die christliche Begründung der Organtransplantation durch die "Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland". Diese Erklärung wurde von einer 1988 gegründeten Arbeitsgruppe "zu Fragen der Gewebe‑ und Organtransplantationen" formuliert und 1990 als Sonderdruck des Arbeitskreises Organspende in sein Werbematerial mit aufgenommen. Sie ist im Vorwort unterschrieben von den Bischöfen Martin Kruse und Karl Lehmann. In dieser 15 Mitglieder umfassenden Arbeitsgruppe wirkten fünf der prominentesten bundesdeutschen Transplantationsmediziner mit (z.B. die Professoren Heinz Angstwurm, Friedrich Wilhelm Eigler, Rudolf Pichlmayr). In dem Aufklärungsheft des Arbeitskreises wird diese Schrift unter dem Titel: "Kirchen sagen Ja zur Organspende" folgendermaßen zitiert: "'Angehörige, die die Einwilligung zur Organtransplantation geben, machen sich nicht eines Mangels an Pietät gegenüber dem Verstorbenen schuldig. Sie handeln ethisch verantwortlich, weil sie ungeachtet des von ihnen empfundenen Schmerzes im Sinne des Verstorbenen entscheiden, anderen Menschen beizustehen und durch Organspende Leben zu retten. [...] Aus christlicher Sicht ist die Bereitschaft zur Organspende nach dem Tod ein Zeichen der Nächstenliebe und Solidarisierung mit Kranken und Behinderten."' (Organspende ‑ eine gemeinsame Aufgabe, S. 30.)

Auch gibt es das Phänomen, dass Krankenhausseelsorger eine psychologische Stütze für die Praxis der Organentnahme geben. So verschaffte sich der Berliner Herzchirurg Matthias Loebe Sicherheit und Entlastung, als ein Geistlicher als Legitimationsinstanz der Herzexplantation eines zweijährigen Kindes beiwohnte: "Dadurch, dass der Pfarrer anwesend war, wusste ich, die achten sehr genau darauf, was wir tun. Und wenn wir hier alles korrekt machen, dann werden wir gerade auch die Mitarbeiter dieses Krankenhauses davon überzeugen, dass das eine gute Sache ist. Das ist uns auch gelungen. Die Klinikleitung hat später angerufen und sich dafür bedankt, wie schön das war. Auch die Eltern des Spenders haben sich extrem gefreut und haben das in dieser Situation als Hoffnung aufgenommen und sich auch noch einmal dafür bedankt, dass es funktioniert hat."

Die Organtransplantationsmedizin repräsentiert einen säkularen Versuch zur Dekonstruktion der menschlichen Sterblichkeit, der auf einem medizinischen Menschenbild beruht, das den hirntoten wie den zu transplantierenden Patienten in einzelne Organe zergliedert. Aus der Verbindung dieses mechanistischen Menschenbildes mit der christlichen Religion erwächst eine verweltlichte Version christlicher Nächstenliebe, die nun die Voraussetzung für das säkulare Projekt der menschlichen Unsterblichkeit bietet. Diese Liaison vollzieht eine Paarung von postuliertem Altruismus mit eiskalter Zweckrationalität. Das Projekt der Transplantationsmedizin steht in dem Kontext eines generellen Überwindungsversuches menschlicher Natur, denn die Frage nach Geburtlichkeit wie nach der Sterblichkeit des Menschen wird technisch neu gestellt und beantwortet. Die Organtransplantationsmedizin verfolgt einen Schöpfungsmythos, für dessen Verwirklichung das Lebenssubstrat von einem sterbenden Patienten gewonnen wird und der gleichermaßen und paradoxerweise vorgibt, den Tod an dem Körper eines anderen todkranken Patienten überwindbar machen zu können. "Neues Leben" ‑ so lauten Überschriften von Reklameartikeln und das Motto der Werbung für Organspende (vgl. z.B.: Forum Gesundheit, Okt. 1997, S. 14f.). Entsprechend der Behauptung "neues Leben" schöpfen zu können, geriert sich die Transplantationsmedizin, ebenso wie die Reproduktionsgynäkologie als eine naturunabhängige Zeugungstechnologie, die in der Lage ist, mit den eigenen Händen zu "pflanzen", "pfropfen" und zu "ernten", etwa wenn von Organ‑ oder Eierernten und schließlich von einem "neuen Leben" die Rede ist. Den Nährboden solcher neuen Gebärtechniken liefert die Materie ‑ etymologisch abgeleitet von mater ‑ die Mutter und materia übersetzt als toter Rohstoff ‑ der Stoff, der lebendig gemacht werden kann. In diesem naturwissenschaftlichen Projekt der Todesüberwindung verbirgt sich die alte patriarchale, monotheistische Schöpfungsvorstellung, die nun mit der Hand des Chirurgen, dem Arbeiter mit den Händen, praktisch wird. Symbolisierte die Hand Gottes in der christlichen Ikonographie u.a. die Schöpfungszyklen und göttliche Macht schlechthin (vgl. Kieffer/Bergman, 1997), so spielen in der medialen Inszenierung der Transplantationsmedizin die Hände der Organverpflanzer eine sakrale Rolle. Christiaan Barnard, der im Dezember 1997 als Pionier nach 30 Jahren Herzverpflanzung gefeiert wurde, bauten die Medien so der Wissenschaftsjournalist Michael Emmrich ‑ "zum Mann mit den goldenen Händen, zu einem Magier und einer Lichtgestalt des öffentlichen Lebens auf' (Emmrich, 1992.). Ähnlich werden die Hände von dem sogenannten "Tiroler Barnard" ‑ dem Innsbrucker Professor der Chirurgie, Raimund Margreiter ‑ von der Presse in Wort und Bild stilisiert. Margreiter führte am 20. Oktober 1983 die erste Herztransplantation in Österreich durch. Unter der Oberschrift "Der Herzverpflanzer" auf der Titelseite der "Tiroler Nachrichten" beginnt der Artikel mit den Worten: "Raimund Margreiter hat ‑ gemessen an seiner Körpergröße ‑ ungewöhnlich kleine, zarte Hände. Sie sind das sensible Werkzeug, mit dem der international renommierte Transplantationschirurg rund 2000 Nieren, Herzen, Bauchspeicheldrüsen, Lebern und Lungen verpflanzt hat." (Schiocker, 1996, S. 1). Besucht man den Direktor des Deutschen Herzzentrums in Berlin, Professor Roland Hetzer, so erzählt moderne Kunst auf dem Weg in sein Büro den Schöpfungsmythos (vgl. Emmrich, 1992). Der säkulare Todesüberwindungsversuch, der sich am Objekt des Körpers todkranker Menschen zu realisieren versucht, bleibt durch seine Abhängigkeit von dem "nützlichen Tod" anderer Patienten, die per definitionem und in praxi aus der menschlichen Gesellschaft gestoßen werden, in eine tödliche Struktur verstrickt.

© Dr. Anna Bergmann

    Der Text darf nicht ohne die Genehmigung der Autorin verwendet werden.

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[1] Der Soziologe Günter Feuerstein hat Weber für die Deutung dieses Zusammenhangs aufgegriffen.


Siehe auch:

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update: 14.08.2004    by: Roberto Rotondo